Greenpeace Magazin 05/04: Ein Himmel voller Verschwörer

Greenpeace Magazin 05/04:

Ein Himmel voller Verschwörer

"Unter dem Suchwort „Chemtrails“ fand die Internet-Suchmaschine Google Anfang August 79.100 Treffer *; einen Monat zuvor waren es noch 28.500. Das Thema entwickelt sich zur Mutter aller Verschwörungstheorien: Ob Ufos oder CIA-Versuche mit Bewusstsein verändernden Drogen – nichts scheint zu weit hergeholt, als dass es sich nicht in das finstere Weltbild des um sich greifenden Kondensstreifen-Kults integrieren ließe.

„Die Sache mit den Chemtrails hat sich unglaublich schnell ausgebreitet“, stellt auch Thomas Hagbeck fest, bis vor kurzem Sprecher des Umweltbundesamtes und nun in gleicher Funktion im Umweltministerium. Jedenfalls haben sein Ministerium, Politiker, Bundesnachrichtendienst, Forschungsanstalten und nicht zuletzt Greenpeace in den letzten Wochen Hunderte besorgter Anrufe und E-Mails erhalten, die unisono von „kriminellen Experimenten in der Atmosphäre“ berichten.

Während die meisten Politiker und Wissenschaftler die E-Mails als „Chemtrail-Spam“ (der Meteorologe Jörg Kachelmann) in den Papierkorb werfen, hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn immerhin eine parlamentarische Anfrage zum Thema versprochen. Umweltbundesamt oder Greenpeace antworten mit den wissenschaftlichen Fakten: Ja, manche Kondensstreifen bleiben länger sichtbar. Das war schon immer so und lässt sich mit unterschiedlicher Luftfeuchte und natürlichen Verwirbelungen der Atmosphäre erklären. Ja, theoretisch kann man das Klima durch in der Stratosphäre versprühte Chemikalien beeinflussen. Doch es gibt keinerlei Hinweis, dass dies wirklich geschieht. Ohnehin müsste ständig gesprüht werden, um überhaupt einen Klimaeffekt zu erzielen, was Tausende Flugzeuge, Zehntausende Mitwisser und Milliarden-Euro-Etats erfordern würde – eine kaum geheim zu haltende Mammutoperation."


* aktuell (August 2008) 1.300.000 Treffer